WAS IST „PLASMA“
„Plasma“ (griech.: das Formbare) ist ein vollständig oder teilweise ionisiertes Gas, bei dem die Atome in positive Ionen und negative Elektronen zerfallen.
Dies passiert entweder durch hohe Temperaturen oder durch hohe elektrische Spannung mit hoher Frequenz.
Durch die Zerlegung der Materie in seine Bestandteile bekommt das Gas plötzlich Eigenschaften, die ursprünglich nicht dem Gas zugeordnet wurden.
So werden beispielsweise unterschiedliche Gase plötzlich als Licht sichtbar und haben verschiedenste Farbeigenschaften; eine weitere Besonderheit ist die ständige Lichtbewegung. In natürlicher Form sind solche Phänomene etwa bei Blitzentladungen, Nordlichtern oder Feuer zu bewundern.
ERFINDER DES KÜNSTLICHEN PLASMALICHTES
- Nikola Tesla (1856-1943), geboren in Smiljan, Kroation (damals zugehörig zur österreichisch-ungarischen Monarchie), entwickelte Anfang 1900 erste Plasma-Blitzleuchten, die er zur Erforschung der drahtlosen, elektrischen Energieübertragung einsetzte.
Tesla gilt als Erfinder des Wechselstroms und der „Freien Energie“, welche die Grundlage für Computertechnik, Satellitentechnik und Raumfahrt darstellt.
Nicht selten wird das zu Lebzeiten unterschätze Genie heute vielfach als „der größte Erfinder aller Zeiten“ bezeichnet. - Teslas Erbe wurde erst Anfang 1980 von den amerikanischen Wissenschaftlern Bill Parker und Larry Albright kommerziell umgesetzt.
Daraufhin folgte der weltweite Siegeszug der Plasmalichtkugeln. - Einige wenige amerikanische Lichtkünstler erkannten zu Ende des 20. Jahrhunderts, dass neben der Trafotechnik vor allem die Glasformgebung den Lichteffekt beeinflusst.
Einer dieser Künstler, Ed Kirshner aus Oakland in Kalifornien, entdeckte 1998 den sogenannten „Pattern Effekt“.
Dies ist ein Lichtfächereffekt, der besonders gut mit Neongas erreicht werden kann. - Ed Kirshner und Bernd Weinmayer trafen sich zum ersten Mal im Jahr 2003 auf einer Glasauktion in Seattle.
Seither wurden in gemeinsamen Workshops zahlreiche neue Gasmischungen und Effekte erarbeitet, die sowohl Kirshner als auch Weinmayer in ihre eigenen Kunstobjekte einfließen lassen.
PHILOSOPHIE, HERSTELLUNGSPROZESS UND FUNKTIONSPRINZIP VON WEINMAYER PLASMAOBJEKTE
Die meisten meiner bevorzugten Themen für Plasmaobjekte sind über Jahre gedanklich gereift und beziehen sich meist auf realitätsbezogene Darstellungen aus der Schöpfungsvielfalt der Natur. Wenn ich dann eine meiner unzähligen Ideen auch wirklich in die Tat umsetzen kann, wirkt dies für mich fast erlösend.
Dabei sind die Proportion und Dimension des neuen Objekts bereits vor Fertigungsbeginn klar in meinem Kopf fixiert, so dass ich während des Fertigungsprozesses nur selten improvisieren muss. Kleine Handskizzen im Vorfeld helfen manchmal, eine Figurenstellung nochmals besser zu veranschaulichen.
Ähnlich wie bei meinen Flascheneinschmelzungen gibt es bei Plasmalichtobjekten neben der freien, kreativen Formgestaltung eine Funktionsebene.
Unterschiedliche Gasfüllungen benötigen speziell ausgeformte Glashohlräume, damit der erhoffte Lichteffekt auch tatsächlich erreicht und konserviert werden kann.
Was mich an der Materie Glas am meisten fasziniert, ist seine klare Transparenz, die diesen genialen Rohstoff so einzigartig macht.
Die Krönung ist für mich die Kombination aus diesem reinen Material und einem durch Licht erzeugten Farbenspiel an der Glasoberfläche oder vielleicht sogar im Glas. . .
- Viele Glaskünstler experimentieren mit Spiegelreflexionen von natürlichem Licht.
Meine Zielsetzung ist es, Licht in einem hohlen Glaskörper ‚einzufangen’ und gleichzeitig die Transparenz zu erhalten.
Um dies zu bewerkstelligen werden von mir nur reine Edelgase wie Neon, Xenon, Argon oder Krypton verwendet, die alle natürliche Bestandteile unserer Luft und somit auch 100% transparent sind. Verfeinert wird die Gasmischung durch spezielle Elemente, die die Lichteffekte positiv beeinflussen.
Dieser Mischprozess ist vergleichbar mit einem guten Kochrezept. Werden die Grundzutaten und die Gewürze sorgfältig aufeinander abgestimmt, erhält man ein gut schmeckendes Gericht. - Nach der Fertigung des Glashohlkörpers, der zuerst bei 1600°C frei von Hand geformt, bei 530°C entspannt und dann bei 320°C unter Vakuum gesetzt wird, können die in Frage kommenden Gasmischungen durchgetestet werden.
Schon während des Abfüllvorganges ist der vorübergehende Leuchteffekt sichtbar.
Die minimalen Edelgasdruckstöße zeichne ich kontinuierlich auf und somit ist mit der Zeit ein großes Aufzeichnungsarchiv – eine Art Kochbuch – entstanden, in dem die guten so wie enttäuschenden Mischverhältnisse niedergeschrieben sind und zukünftige Reproduktionen erleichtern.
Mit natürlichen Gasen ist beinahe das komplette Farbspektrum reproduzierbar.
Da ich großen Wert darauf lege, dass meine Lichtmischungen über Jahre hinweg lebendig bleiben, sind nicht alle Edelgase einsetzbar.
Helium hat beispielsweise eine extrem kleine Atomstruktur und diffundiert schon nach relativ kurzer Zeit durchs Glas nach Außen und der Effekt kann somit nicht gut genug konserviert werden. Allerdings ist ein Öffnen des abgeschmolzenen Pumpstutzens und somit ein Wiederbefüllen des Objekts jederzeit mit geringem Arbeitsaufwand möglich.
Warum leuchtet Plasmalicht bis in jede noch so feine Verzweigung?
Jedes Plasmaobjekt ist über eine – zumeist im Sockel verbaute – Elektrode an einen Hochfrequenztrafo angeschlossen.
Geringe Strommengen zwischen 20 und 100 Watt genügen, um die unaufdringlichen Lichtstrukturen zum Tanzen zu bringen. Zum Vergleich: eine Neonröhre besitzt normalerweise zwei Elektroden.
Der Lichtbogen sucht sich den schnellstmöglichen Weg von Elektrode A zu Elektrode B.
Meine Lichtobjekte hingegen verfügen nur über eine Elektrode.
Das Licht ist also ständig auf der Suche nach der zweiten Elektrode oder einer Erdungsquelle.
Die Glasaußenoberfläche des Lichtobjektes beziehungsweise die Luftfeuchtigkeit haben bereits genug Erdungspotenzial, damit das Licht gleichmäßig allen Glasverwinkelungen folgt.
Und somit leuchtet Plasmalicht bis in jede noch so feine Verzweigung.
- Interessant zu beobachten ist es auch, wenn man ein Plasmaobjekt berührt:
Die Hand als Erdungsquelle ist stärker als die Luft, und das Licht wird, nicht selten komplett, von der Hand aufgezogen.
Ein Plasmastück leuchtet also allein stehend in einem Raum mit hohem Erdungspotenzial (etwa durch Metallteile in näherer Umgebung) anders, als mehrere Objekte nebeneinander gereiht in einem leeren Raum.
Die Skulpturen kommunizieren regelrecht mit der Außenwelt.
Zu starke Erdungsquellen in unmittelbarer Nähe beziehungsweise mehrere Plasmaobjekte dicht nebeneinander sollten vermieden werden, da die Effekte einseitig manipuliert werden und sich gegenseitig stören.