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objektname: dimensionsim

produktionsdatum: 2020-2021

maße: h: 80cm / w: 90cm / d: 80cm

foto: david uzochukwu

DIMENSIONISM – Glaskleidprojekt 2020-2021

Mit Beginn der Corona Pandemie Anfang 2020 wurde mein ohnehin ruhiger Arbeitsalltag nochmals regelrecht entschleunigt. Somit kam plötzlich ein fast vergessenes Gefühl zurück, das ich besonders aus meinen Anfangsjahren meiner Selbständigkeit nur allzu gut kannte – Zeit für Experimente! Ich kontaktierte die niederländische Modeschöpferin Iris van Herpen, die ich bereits aus dem FACE MASK Projekt von 2019 kannte.

Über meinen Vorschlag, diese besondere Zeit für ein gläsernes Plasmakleid zu nutzen, war Iris sofort begeistert. Nachdem sie meine technischen Fähigkeiten anhand von Glasgewebemustern analysierte, bekam ich einen unfassbar schönen Kleidentwurf, der auch wirklich für mich umsetzbar erschien. Dank eines maßstabgetreuen Papiermodells war es für mich möglich, die stark dreidimensionalen Strukturen erkennen zu können. Nach über 6-monatiger Arbeitszeit, endlosen Höhen und Tiefen und chronischen „Frozen Shoulder“- Verletzung endlich das Endresultat des 7 kg schweren Glaskleides. Als krönenden Abschluss bekam das Kleid noch eine exotische Xenon, Neon, Stickstoff Abfüllung, die das Objekt bei Dunkelheit in bewegten Grün/Blaulicht erstrahlen lässt. Die Veröffentlichung dieses Technikhighlights wird in Kürze erfolgen.

Zu meinem großen Glück wurde meine Glasskulptur nach Abholung in Amsterdam von Iris van Herpen maximal gewürdigt, indem High End Modelshootings mit unglaublichen Foto- und Filmresultaten folgten. Mit Diandra Forrest wurde ein Model gefunden, auf deren Körper das Kleid regelrecht maßgeschneidert erscheint.

Ich möchte mich von ganzen Herzen bei allen Beteiligten bedanken, die durch ihren maximalen Einsatz die Umsetzung dieses einzigartigen DIMENSIONISM Projektes ermöglicht haben!

 

Technik:

An einer knapp 2000°C heißen Flamme (Propangas-Sauerstoffgemisch) wird das Glas in zähflüssigen Zustand gebracht und als Stab oder hohlem Rohrglas frei von Hand in die gewünschte Form gebracht. Durch Zuhilfenahme von einfachen Grafit-Handwerkzeugen und durch den Einsatz von speziellen Techniken wie z.B. Ziehen, Drücken, Blasen und Saugen können unterschiedlichste Profilformen erzeugt werden.  Die große Herausforderung war die Umwandlung von einem 2-dimensionalen Papierentwurf in einen 3 dimensionalen Skulpturkörper. Man hat maximal 10 Sekunden Zeit ein einzelnes Glassegment in die gewünschte Form zu bringen, bis das flüssige Glas wieder erstarrt. Die Entscheidung wie lange ein Glasteil mit welchem Durchmesser, Wandstärke und Biegung in 3 Ebenen gezogen wird, muss in dieser kurzen Zeitspanne intuitiv erfolgen. Tausende Einzelteile waren notwendig, um die passenden Stücke herauszufinden, die eine derart symmetrische und doch so organische Form mit klar vorgegebener Bemaßung ergeben. Letztendlich werden all diese Einzelteile mit kleineren Schweißbrennern miteinander zu größeren Segmentteilen nahtlos verschmolzen. Jedes fertige Strukturteil muss in der Nacht nochmals auf 540°C im Ofen erhitzt werden und langsam bis zu den Morgenstunden wieder auf Raumtemperatur abgekühlt werden. Dieser sog. Entspannungsvorgang ist notwendig, um das Glas von Zug-Druckspannungen zu befreien, die während der punktuellen Arbeit entsteht. Nur entspanntes Glas kann am nächsten Tag ohne Spontanbruch weiterverarbeitet werden. Vergleichbar mit einer Puzzletechnik werden unzählige Einzelteile in Segmente, diese wiederum in 3 Großsegmente (Vorderkleid, Hinterkleid, Oberteil) und zu guter Letzt der finale Zusammenschluss bei 2000°C vollzogen.

Nach ca. 850 Arbeitsstunden und über 100 nächtlichen Entspannungsvorgängen konnte im Januar 2021 die Glasarbeit abgeschlossen werden.

Die filigrane Kleidskulptur hat ein Gesamtgewicht von ca. 7kg. Dies ist nur möglich, da die statische Grundstruktur aus hohlen Glasprofilrohren zusammengeschmolzen wurde. Dieser hohlen Struktur wurde nach Fertigstellung die Luft entzogen und mit einem speziellen Edelgasgemisch (Xenon, Neon, Stickstoff) befüllt. Über einen Hochfrequenztrafo, der über eine Elektrode mit dem Glaskörper verbunden ist, wird das Edelgas ionisiert. Das Resultat ist das magische, bewegte, schwach leuchtende Multicolor-Lichtspiel, das wir in natürlich Form auch als Aurora Borealis, dem Nordlicht, kennen.

 

Zusatzinfo für Glasprofis:

Für meine Plasmakunst verwende ich ausschließlich das Borosilikatglas Simax® von der Firma Kavalier aus der Tschechischen Republik. Gegenüber anderen bekannten Borosilikatglasprodukten wie z.B. Duran® oder Pyrex® „glüht“ Simax®-Glas unter UV-Licht violett. Dieser optisch abgesetzte Glasrahmen lässt die Weinmayer-Plasmaobjekte in einem ganz besonderen dreidimensionalen Licht erstrahlen. Um einen supereleganten Nahtloseffekt zu gewährleisten, sollte absolut sortenrein gearbeitet werden. Das heißt eine Verbindung zwischen Simax® und Duran® ist technisch machbar, erzeugt jedoch eine Verbindungsschliere, die später das Gesamtobjekt klar als Stückwerk unzähliger Teile erkennen lässt. Ein sauberer, klarer, nahtlos erscheinender Glasfließkörper reflektiert das Können eines Glasbläsers.

Video Credits

Iris van Herpen: @irisvanherpen

Model: Diandra Forrest, @diandraforrest

Casting Director: Maxime Valentini, @maximevalentini

Photographer: David Uzochukwu, @daviduzochukwu

Director of Photography: Christopher Aoun, @iamdpchris

Editor: Sander Houtkruijer, @houtkruijer

Music and Sound Design: Marlon Beatt, @marlonbeatt

Production Company: Iconoclast Germany, @iconoclast_germany

Executive Producer: Carla Marboeuf, @carla.marboeuf

Producer: Kira Pohl, @kirapohl_

Producer / AD: Josephine Conen, @josephineconen

PA: Laura Höner, @laurahoner

Production Designer: Karin Betzler, @karinbetzler

Make Up Artist: David Koppelaar, @davidkoppelaar

Make Up Assistant: Victoria Osborn, @vicosborn

Hair: Eldridge Mullenhof, @eldridge_mullenhof

Assistant Photographer: Virgile Biechy, @virgilebiechy

1st AC: Paco Kumar, @pacokumar

Digital Operator: Micha Douwes, @michadouwes.digitech

Gaffer: Willem van der Eerden

Best Boy: Aaron Tschanz

Electrician: Rjik Vollaers

Postproduction Producer: Leonidas Befeldt, @mankenntsich

Colorist: Joakim Rissveds, @joakimriss

VFX  Artist : James Barry, @james_barry

Process Film: Jip Mus, @jipmus

Process Film Assistant: Rollo van Wijk, @rollovanwijk

Music Process Film: Ayrton Speet, @sssalvadorrr

Special Thanks:

Petra Schuddeboom: Head of Atelier Iris van Herpen – my daily conversation partner

Stefan Andrä – producer graphite mold

Christoph Ascher – my personal photographer

Technische Information:

DIMENSIONISM – Glaskleid   –   Entwurf 2020 Iris van Herpen, Glasumsetzung 2020/2021 Bernd Weinmayer

Material: Hitzebeständiges Borosilikatglas Simax®, welches üblicherweise für die Produktion von wissenschaftlichen Laborglas verwendet wird.


objektname: face mask

produktionsdatum: 2019

maße: h: 150cm

foto: christoph ascher

Im Auftrag von Iris van Herpen, einer Haute Couture Modedesignerin aus Amsterdam, wurde 2019 eine 1,5m große Gesichtsmaske in Stabgittertechnik gefertigt. Das Objekt ziert bis 2021 das Schaufenster des Swarovski Store in der Kärntner Straße in Wien. Herzlichen Dank an Rhea Thierstein und Rudi Gritsch für die gute Zusammenarbeit bzw. Auftragsvermittlung!