ARBEITEN > 3D FUSING
3D Fusing ist ein freies Bearbeiten von Glas oberhalb des Transformationspunktes. Darunter versteht man den maximal zulässigen Temperaturbereich, der gewährleistet, dass Glas im festen Aggregatzustand verbleibt und nicht flüssig wird. Dieser Bereich wird überschritten und somit entstehen aus fertigen, teils steril wirkenden Glasobjekten neue Strukturen, die aufgrund der Schwerkraftsverformung ein ganz besonderes Eigenleben entwickeln. Ein von Menschenhand geformter, oftmals „vergewaltigter“, Glaskörper kann sich bei diesem Temperaturbereich oberhalb des Transformationspunktes in seinen fliesenden „Wohlfühlzustand“ zurückversetzen. Diese Technik veranschaulicht perfekt den Fachbegriff, Glas als „erstarrte Flüssigkeit“ zu bezeichnen.
Je nach Haltezeit oberhalb dieser Transformationsgrenze entstehen Werke, die sich vom ursprünglichen Fertigzustand zuerst deformieren und fortlaufend immer mehr in Richtung Wohlfühlzustand 7mm Glasstärke bewegen. Hätte man beispielsweise eine unendliche große Metallplatte und würde man darauf einen 1m³ großen Glasblock unendlich lange auf 800°C halten so würde sich mit der Zeit ein zähflüssiger Glassee mit 7mm Stärke bilden. Das gleiche würde mit einer Glasskulptur bestehend aus z.B. 3mm Glasstäben passieren. Würde man dieses Objekt bei 800°C unendlich lange auf die Metallplatte stellen, so würde das Glas zu einer 7mm starken Glasplatte zusammenlaufen.
Die 3D Fusingtechnik ermöglicht also einen fliesenden Übergang einer dreidimensionalen Glasskulptur in ein zweidimensionales Bildobjekt. Unterschreitet man im Fusingprozess die Transformationstemperatur von ca. 550° C wird der Glasfluss gestoppt. Dadurch kann ein interessanter Deformationsmoment, für die Ewigkeit verglast, festgehalten werden.
Mit der Martin Walde Künstlerarbeit „Duft der verblühenden Alpenrose“ und „Solvent Scale“ wurde diese Technik 2009 erstmals in die Tat umgesetzt. 2016 wurde der Fließprozess soweit angehalten, bis aus unzählige, dreidimensional geformte Glasschädel, ausdrucksstarke, reliefartige Bildobjekte entstanden.
Die beigefügten Bildbeispiele zeigen den Werdegang von kleindimensionierten Testversuchsbilder bis hin zum großen, 50kg schweren Endobjekt „Transformation“.